„Haben wir uns nicht damals bei diesem Seminar gesehen?“
Kommunikation bedeutet, in Beziehung zu treten. Das ist einfach, wenn wir unser Umfeld kennen und bereits miteinander vertraut sind. Gespräche fallen uns leicht und in der Regel bedarf es keines besonderen Aufhängers, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Ich behaupte wir kennen das alle, Du triffst eine/n langjährige/n Freund/in nach Monaten wieder und es fühlt sich an, als sei euer letztes Treffen erst einige Tage her. Ihr kommt schnell ins Gespräch, tauscht Erlebnisse und Begebenheiten im Wechselspiel aus, ohne dabei Notiz davon zu nehmen, wie die Zeit buchstäblich an euch vorbeizieht. So der Bestfall.
Jetzt stehen die Sterne in Sachen Begegnungen nicht immer günstig. Vielleicht kennst du das: Du gehst durch den Supermarkt oder schlenderst über den Markt. Zunächst gedankenverloren blitzt plötzlich hinter dem Regal, zwischen Chips und Vollmilchschokolade, ein dir bekanntes Gesicht auf. Jetzt heißt es schnell sein! Die nächsten Sekunden entscheiden darüber, wie dein Einkauf weiterverläuft.
Variante 1: Du senkst augenblicklich den Kopf und bückst dich vermeintlich suchend nach etwas imaginär auf den Boden gefallenen oder schenkst blitzschnell den im untenstehenden Regalfach platzierten Crackern Deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wenn Du Glück hast ist der Sturm, in Form der flüchtigen Bekanntschaft, in Kürze vorübergezogen und bis auf sicherstellende Blicke nach links und rechts, vor Abbiegen in den nächsten Gang, kannst du Deinen Einkauf ungestört fortsetzen.
Variante 2: Du hältst den Blick nur einmal zu lang und die Augenpaare der Dir gegenüberstehenden Person treffen Dich. Unwillkürlich nimmst Du sich hebende Mundwinkel auf der anderen Regalseite wahr und wie sich unfreiwillig auch auf Deinem Gesicht ein zögerliches Lächeln formt. Ihr hebt beide zaghaft die Hand zum Gruß und spätestens, wenn die plötzlich so erwartungsschwangeren Worte „Hey, na Du! Wie geht’s Dir?“ an Dein Ohr klingen, dann weißt Du – jetzt heißt es Smalltalk!
Anhand der eben genannten Beispiele erkennst Du vielleicht schon, dass Smalltalk nicht unbedingt als das Sahnebonbon der zwischenmenschlichen Kommunikation verschrien ist. Aber warum ist das eigentlich so und wofür ist Smalltalk sogar sehr nützlich?
Die Definition von Smalltalk ist laut deutschem Duden „leichte, beiläufige Kommunikation“. Zusätzlich findest Du in anderen Quellen dahinterstehend noch die Ergänzung „ohne Tiefgang“. Ergo kratzen wir im klassischen Smalltalk informativ an der Oberfläche. Im Grunde genommen wird nur das (Un-)Nötigste ausgetauscht. Ein kurzer Check-Up der Befindlichkeiten, „Arbeitest Du immer noch bei xy?“, „Hast Du gestern das Spiel ______ PSG 0:1 FC Bayern gesehen?“,… was man auf die Schnelle so fragt. Aber wer glaubt, das bedeutet automatisch, dass hinter dem Gespräch kein aufrichtiges Interesse steckt, der möge an dieser Stelle noch einmal in sich hineinhorchen. Welche Gründe sprechen zum Beispiel dafür ein Gespräch eher peripher zu halten?
Da wäre beispielsweise die Tatsache, dass Bekanntschaften durchaus flüchtig sein können. Vielleicht habt ihr mal in derselben Straße gewohnt oder seid vor Jahren gemeinsam zur Schule gegangen. Oftmals betrifft Smalltalk Menschen, mit denen Du wahrscheinlich eine gewisse Zeit Deines Lebens geteilt hast und mit denen Dich durchaus eine gewisse Sympathie verbunden hat! Es sind Menschen, mit denen es häufig aber nicht zu mehr als der sporadischen Bekanntschaft gereicht hat. Auch dafür gab es gute Gründe. Auch im Zeitalter der privaten Offenlegung über Social Media achten wir doch darauf, welche Vorstellung von uns und vor allem wie viel wir davon nach außen vermitteln. Nicht jeder erhält schließlich ohne Weiteres den Schlüssel zu Deinen größten Geheimnissen, oder?
Gleiches gilt auch im Berufsleben. Wie viel Zeit bleibt Dir beispielsweise, vorausgesetzt Du hast einen Bürojob, in der Regel zwischen dem letzten Telefonat und dem nächsten Geschäftstermin? Genau, meistens die Zeit während Du in der Firmencafeteria mit anderen Kollegen Schlange stehst oder der Inhalt des Kaffee-Vollautomaten sich in Deine Tasse ergießt. Für tiefgründige Prosa bietet sich an der Stelle nicht sonderlich viel Spielraum. Mit kurzen Plattitüden à la „Mensch, dann wollen wir mal hoffen, dass das Wetter zum Feierabend wieder besser aussieht“, sieht das schon wieder anders aus. Magst Du Deine Kollegen deshalb weniger? Ich tippe in den meisten Fällen lautet die Antwort „Nein“, auch wenn Ausnahmen die Regel gerne mal bestätigen.
Und wer sagt, dass ein solches Geplänkel nicht auch der Türöffner für weitaus intensivere Wortwechsel sein kann? Schließlich sind Beziehungen zwischen Menschen wie heranwachsende zarte Pflänzchen, die gepflegt werden wollen. Nichts anderes ist Smalltalk. Also kein Pflänzchen, sondern mit Menschen in Beziehung zu treten. Und genau darum geht es, wir knüpfen Bande. Diese können Dir im Übrigen, über das reine Miteinander hinaus, sehr nützlich sein. Nicht umsonst gibt es heutzutage dafür sogar eine Berufsbezeichnung „Netzwerker“.
Was auf den ersten Blick klingt wie ein Spartenberuf aus der IT-Branche bedeutet letztlich nur, dass eine Person besonders gut darin ist andere Menschen aus gleichen, teils unterschiedlichen Branchen zusammenzubringen, so dass diese ihre Potentiale bündeln, um letztlich zu einem gemeinsamen, oftmals höheren Ziel zu gelangen, welches alleine voraussichtlich nicht umzusetzen wäre. Smalltalk gibt uns das Gefühl einander näher zu sein und unsere Mitmenschen in gewissem Maße zu kennen. Dadurch entsteht ein Stück weit Vertrautheit und seien wir mal ehrlich, mit wem arbeitest Du lieber zusammen, jemand völlig Fremden, der Dir über die Suchmaschinenfunktion angezeigt wurde oder jemandem, dem Du schon einmal auf der Grillparty eines befreundeten Geschäftskunden bei kaltem Bier und Cocktailtomaten die Hand geschüttelt hast? Wo hilfst du spontan die neue Couch ins Wohnzimmer zu manövrieren, bei Fremden von der gegenüberliegenden Straßenseite oder bei den netten neuen Nachbarn/Nachbarinnen, die sich kürzlich mit einer Einladung zur Einweihungsfeier bei Dir vorgestellt haben?
„Eine Hand wäscht die andere“ lautet das kommunikationsfreudige Unterstützer-Prinzip, aber nur wenn man sich kennt. Also ganz gleich ob in der Bäckerei um die Ecke, bei der Du morgens frische Brötchen holst oder ob Vorstandschef eines potentiellen Großkunden, schüttle metaphorisch (Corona-konform) mal wieder ein paar Hände, nutze Smalltalk als Bindeglied, interessiere Dich für Deine Mitmenschen, komm mit Ihnen ins Gespräch und finde heraus was ihnen Spaß macht oder genieß einfach die gemeinsame gedankliche Auszeit dank Geplänkel. So oder so schaffst Du Konnektivität, denn zusammen ist man bekanntlich weniger allein und gemeinsam sind wir stark!